Bericht zur Informationsveranstaltung im Bürgerhaus Steinweiler am 11.12.2013

Bündnis 90/Die Grünen der Verbandsgemeinde Kandel hat am vergangenen Mittwoch zu einer Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus Steinweiler eingeladen. Die Vorsitzende Ursula Schmitt-Wagner konnte 20 interessierte Zuhörer begrüßen.

Prominenter Referent war der Bundestagsabgeordnete Dr. Tobias Lindner, der über das aktuelle politische Berlin informierte und in der anschließenden Diskussion die meisten Fragen zu beantworten hatte.

Günter Logé, Energiebotschafter des Kreises Germersheim, machte anhand von Fakten deutlich, dass die Energiewende eine Schicksalsfrage der Menschheit darstellt und als Chance für die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger zu verstehen ist.

Theo Kleinmann, informierte, dass man zur kommenden Kommunalwahl am 25.5.2014 eine grüne Liste für den Gemeinderat stellen will und griff sechs Bereiche auf, die für das Dorf von Wichtigkeit sein sollten:

Das wichtigste Potenzial der Energiewende ist das Energiesparen ohne auf Lebensqualität zu verzichten.   Jeder Hausbesitzer sollte sich einen zertifizierten Energiefachberater zu Rate ziehen, der von der Verbraucherzentrale bezahlt wird, und sollte sich die Schwachpunkte im Haus aufzeigen lassen, um weniger Energie zu verbrauchen. Weitere Vorschläge: LED-Lampen als Straßenbeleuchtung – Energiesparwettbewerbe. In Steinweiler sollte eine Energiegenossenschaft gegründet werden, die BürgerInnen erwerben dabei einen Anteil und werden am Gewinn beteiligt. Man gibt sich eine Geschäftsidee, z.B. Übernehmen des Stromnetzes, Bau einer Windkraftanlage prüfen, Fotovoltaikanlagen.

Das Thema Geothermie sehen die Kandeler Grünen sehr kritisch.

Die Infrastruktur im Dorf muss verbessert werden, allein schon, damit Steinweiler attraktiv bleibt und die Menschen nicht abwandern. Jedes 2. Dorf in Deutschland ist vom aussterben bedroht. Die Devise muss heißen, alles tun für einen ganzheitlichen Lebensraum, damit wir nicht zum Schlafdorf werden, sondern zu einer Kommune, in der man leben, Kultur genießen, Sport treiben und einkaufen kann. Im Dorfkern stehen sehr viele Häuser leer. Belebung des Dorfkerns muss Vorrang haben, vor der Erschließung von Neubaugebieten. Die Kinderspielplätze sind neu zu überdenken. Auch die Anzahl. Sie werden zu wenig angenommen. Es fehlen Sand und Wasser für die Kleinen. Regelspiele und Naturnähe,  statt langweilige, teure Geräte. Wir brauchen mehr Gastronomie im Dorf. Ein Restaurant und eine Weinstube sind zu wenig. Wir brauchen mehr Kultur. Kein gutes Zeichen ist, dass sich der  Kulturverein aufgelöst hat.
Wir schlagen vor, einen Verein zu gründen, „lebendiges Steinweiler“ Unsere Nachbarn in Rohrbach haben es uns vorgemacht mit ihrem Kultursommer in diesem Jahr. Mit Sicherheit wäre es ein großer Gewinn, wenn wir es schaffen sollten, das hohe Potenzial unserer großen Neubaugebiete zu gewinnen und die Zugezogenen Menschen zu integrieren. Zum Ausbau der Kreuzgasse sehen wir eine Neiddebatte; es sollte so schnell wie möglich umgestellt werden auf eine Umlagenpauschale als wiederkehrende Beiträge, so dass die Hausbesitzer jährlich nur einen kleinen Betrag, vielleicht von 50-70 Euro bezahlen, wie das in Landau und deren Stadtdörfer mit Erfolg eingeführt wurde. Beim Ausbau sollte das historische Ensemble, als die schönste Straße in Steinweiler  berücksichtigt werden.

Der demografische Wandel muss auch für Steinweiler Konsequenzen haben. Hier brauchen wir dringend eine/n Seniorenbeauftragten, der/die die bisherige gute Seniorenarbeit erheblich ausbaut. Es müssen Personen gefunden werden, die die Seniorenarbeit befördern. Man sollte sich dem Pilotprojekt „Gemeinsam älter werden – zuhause“ anschließen.

Theo Kleinmann machte den Vorschlag, eine Initiative zu gründen zur Renaturierung des Klingbaches. Er zeigte romantische Bilder aus der Zeit, als der Bach noch durch Steinweiler, bzw. am nordwestlichen Dorfrand vorbei floss. Er verspricht sich davon eine größere Attraktivität und Wohlfühlatmosphäre im Dorf, gerade auch im Hinblick auf den wachsenden Tourismus in Steinweiler. Da der Klingbach zu den Gewässern 3. Ordnung gehört, ist die Verbandsgemeinde zuständig, zumindest für die Unterhaltung, sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektion. Mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Herrn Poß, wurde bereits Kontakt aufgenommen. Es wird geprüft, ob die Renaturierung rechtlich möglich und machbar ist, was das Ganze kostet und welche Möglichkeiten der Förderung aus Mitteln der Wasserwirtschaft es gibt.

Zu den Thema Tourismus in Steinweiler wurde festgestellt, dass es immer mehr Fremdenzimmer und Ferienwohnungen gibt. Steinweiler ist für Feriengäste nicht unattraktiv für Radtouren in der Rheinebene, man ist schnell im Gebirge und am Rhein, es gibt 8 Winzer, die Flaschenwein produzieren. Man sollte sich zusammenschließen und gemeinsam werben, so dass das Dorf z.B. über das Internet besser zu erreichen ist.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wurde vom Referenten als Drama der letzten Jahrzehnte bezeichnet. Immer weniger Landwirte bewirtschaften immer mehr Land. In Deutschland gaben in den letzten 10 Jahren 37 % der Betriebe auf.  Es gibt in Steinweiler nur noch 14 Vollerwerbsbetriebe, darunter 8 Winzer. Ein Dorf, das durch seine große Gemarkung von der Landwirtschaft geprägt war und hunderte Menschen direkt oder indirekt beschäftigt hat. Es gibt Massentierhaltung, die wir nicht für gut halten, es gibt einen überhöhten Maisanbau von gefühlten 60 -70 % an Anbaufläche, die in wenigen Jahren tot ist. Wir wollen Bauern, die ihre Tiere noch selbst kennen und nicht in Massen zu mehreren Tausenden auf engstem Raum halten. Wir wollen in Steinweiler Ackerflächen mit einer echten Fruchtfolge und nicht Jahr für Jahr Maisanbau und wir wollen Betriebe, bei denen Futter, Tier und Gülleeinsatz noch in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.  Jeden Landwirt, der in Steinweiler zum Biobauer oder Biowinzer wird, werden wir unterstützen.

Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von dem Duo Günter Loge, der Vorsitzender des Jazzclubs Wörth ist, mit dem Schlagzeug und Theo Kleinmann mit Gitarre, Mundharmonika und Gesang. Jutta Wegmann, Vorstandsmitglied in Kandel, lud zum Neujahrsempfang der Südpfalzgrünen am 19. Januar in die Stadthalle Kandel ein.

Es ist vorgesehen, dass in den nächsten Monaten weitere Veranstaltungen zu den einzelnen Themen stattfinden.



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